Hechte helfen, oder wie ein Hecht meinen Köder aus dem Schilf befreite

Heute war schönstes Herbstwetter und meine Arbeit mochte mir nicht so Recht schmecken. Da ich mit Hotte wohl einen ähnlichen Job habe, den Menschen ein Kind in den Bauch zu quatschen, oder zumindest so ähnlich, mit manchmal freier Zeiteinteilung, habe ich kurz vor 3 heut Nachmittag den Computer abgeschaltet und schnellstens mein Jerkklammotten geschnappt. Ich wolte mal die Moorhütte angehen. Endlich ist der Sommer vorbei und man hat etwas Ruhe an dem Teich. Das Kraut sollte Ende Oktober auch schon weniger sein. Angekommen, aus dem Auto gestiegen und gleich den ersten Angelplatz angesteuert. Wo sind nur die verdammten roten Pflöcke? Naja, was solls, wenn die nirgend wo mehr stecken, kann ich auch nicht am falschen Platz stehen. Einen langsam sinkenden Jerk aufgeschnallt und 3 Wurf gemacht. Shit! Jedesmal Kraut am Haken. Vonwegen Ende Oktober und weniger Kraut, 50cm unter der Oberfläche und alles voller Kraut. Also nen Floater aufgeschnallt und den Busch angeworfen. Jerk schlägt aufs Wasser, ich strecke sofort die Schnur und mache im selben Augenblick die ersten 2 Schläge mit der Rute. Alles innerhalb von einer Sekunde. Ich wunderte mich noch, dass das Einplatschen und 2 Schläge solche Wellen machen, da gabs aus der Welle heraus auch schon nen Schwall und ein Hecht (vermute ich mal) verpasste meinen Jerk an der Oberfläche. Aber ausser Wasser habe ich nichts gesehen, aber die Welle war gut., Jetzt wusste ich auch, warum die bemerkte Welle beim Eintauchen so heftig war. Naja, so ein Beginn lässt noch was Weiteres erwarten. Hoffentlich gehts nicht so weiter wie bei Frank, zumindest war das meine Hoffnung. Aber an der Moorhütte tat sich nichts weiter. Aber da waren meine Gedanken schon wieder bei Frank und seinen Hechten. Da ich bei seinem ersten Fehlbiss ja mit anwesend war, nur auf der anderen Teichseite kam mir die Idee, die früher von mir erwähnten erzieherischen Maßnehmen zu ergreifen. Ich habe ja schließlich an dem Teich auch noch die ein oder andere Rechnung offen. 

Es fing schon leicht an zu dämmern, als ich dort ankam. Ein paar Wurf im näheren Umkreis brachten keinen Erfolg. Wie auch, Ewald hatte ja aufgeräumt. Aber auf der anderen Seite am Schilf miteinmal ein Schwall und flüchtende KöFies. "Hmmm", dachte ich mir, "ganz schön weit wech, für so ne kurze Jerkpeitsche". Soll ich mal versuchen, ob ich da hinkomme?" Im selben Augenblick der nächste Schwall. Scheinbar hatte der Gezahnte kein Zielwasser getrunken. In einer Minute 2 Attacken, das zeugt von Hunger und Blindheit. Also nix wie eingeholt und Schwung geholt, gezielt und ausgeworfen. "Das ist ja weit wech, da kannst oder musst Du voll durchziehen, um dort hinzukommen." So meine Gedanken. Der Jerk fliecht und fliecht. "Upsala, sollt ich doch mal bremsen? Naja ein bisschen kann nicht schaden, das wird ne Punktlandung." Yep, es WURDE 'ne Punktlandung, aber leider 5 cm zu weit und zwar genau im ersten Schilfhalm HINTER dem Wasser! Jeder der die Zähigkeit von Schilf kennt, und weiß, wie ein schwerer Jerk seine Drillinge bei der Landung in alles reinhaut, was im Wege ist, kann sich vorstellen was nun kam. Der Jerk hing fest in dem einen blöden Schilfhalm "Vorsichtig ziehen!" war mein Gedanke "nicht zu dolle, sonst haust Du den Haken noch fester rein." Naja, grau ist alle Theorie, der Halm bog sich unter meinem Ziehen und dem Gewicht des Jerks langsam auf die Wasseroberfläche, aber hergeben wollte der Halm meinen Jerk nicht. Also langsames Zupfen an der Schnur, NIX! Stärkeres Rucken und Schlagen mit der Rute, in der Hoffnung dass der Haken ausschlitzt oder der Halm endlich bricht. Wieder NIX! "Den Hecht hab ich eh schon verscheucht mit meinem Geplätscher, also kann ich nu richtig ruppen." dachte ich mir säuerlicher Weise. Der Halm klatsche mehrfach aufs Wasser, der 80Gr. Jerk tat es dem Halm gleich. Mitten in dieses muntere Rucken, Zerren und Klatschen schoß der Hecht, der ja schon lange weg sein sollte, genau an der Stelle aus dem Wasser und attakierte den Schilfhalm und den Jerk. Den Jerk hat er verfehlt, wie auch vorher die Köderfische, aber den Schilkfhalm, den hatte er voll erwischt. Gegen die scharfen Zähne des Hechtes hatte der Halm keine Chance. Ruckzuck war er in der Mitte zerteilt. Nun konnte ich den Jerk in aller Ruhe mit dem halben Schilfhalm einkurbeln. Ob der Hecht weiß, was er mir gutes getan hat? Zumindest habe ich meinen Jerk wieder und kann weiter auf Hechte loslegen. Aber der besagte Hecht hatte wohl erstmal genug. Er ließ sich zu keiner weiteren Attacke mehr überreden. 

Es war schon fast dunkel und ich legte den Rückwärtsgang ein. "Ist das nicht die Stelle, an der Hotte geangelt hat?" grübelte ich. Unter seiner Rutenspitze hatte ich von drüben ja neulich ein Hecht(lein) räubern sehen. Also kurz anhalten, Tasche und Kescher ablegen und die Lage peilen. Was für ein komischer Stock liegt denn da im Wasser, knapp 50 cm lang, ganz gerade und an einem Ende seitlich zusammengedrückt. Merkwürdig, und das direkt am Ufer in 25cm Wassertiefe." Da es schon fast dunkel war, konnte ich nimmer viel erkennen. Kurzerhand mal den Jerk rausgependelt, sodass ich diesen merkwürdigen Stock anjerken kann. noch 2m entfernt, nix tut sich, 1m entfernt, immer noch keine Reaktion. "Ist wohl doch nur ein Stock." Als der Jerk knapp einen halben Meter von dem Stock entfernt war wurde dieser lebendig und schoß davon. "Naja, war ja nur ein Winzling" dachte ich mir, aber den Jerk ließ ich noch kurz an der Stelle verharren und rumzucken. Im selben Augenblick kam das Hechtlein zurück und stellte sich direkt unter der Wasseroberfläche neben den Jerk und beäugte ihn. Langsam konnte ich Frank verstehen, Die Hechte in diesem Teich sind nicht ganz frisch im Oberstübchen. Wir sind denen ja, wie Frank ausführlich darlegte überlegen. Wieso durchschauen diese Schuppenträger dann immer unsere Strategie? Zu allem Überfluß hatte der Hecht dann noch überlegt, ob man so nen komischen Körper im Wasser essen kann. Aber gaaaaanz vorsichtig öffnete er seinen Entenschnabel und versuchte meinen Jerk zwischen die Zähne zu nehmen. Dieser war natürlich viel zu hart und ungenießbar. Autsch, das gibt Zahnschmerzen. Jerk für schlecht befunden und ab in die Weiten des Sees. Es war nun auch so dunkel dass ich eine Kopflampe gebrauchen könnte. Diese lag natürlich, wie sollte es anders sein, zu HAUSE! Fast dunkel, keine Lampe und 3mal von Hechten vorgeführt worden. Das reicht! Aber es war dennoch ein herrlicher Nachmittag, schönes Wetter mit Sonne und aktive Hechte. Ich beschloß zu packen und abzuhauen. Aber nicht ohne das Versprechen an die zahnbehafteten Schuppenträger: "Keine Bange Jungs, ich komme wieder!!! Ich werde noch nachmessen, wie groß ihr wirklich seid." 

Christof Dörge