Aktuelle Erkenntnisse aus der Aalforschung

Auf der Jahreshauptversammlung wiederholt sich bei der Fangauswertung die gleiche schlechte Nachricht: Die Fangzahlen von Aalen sind weiterhin rückläufig.

Woran liegt das, bzw. was können wir als Angelverein dagegen tun? Mit diesen Fragestellungen bin ich am Samstag, dem 16. September mit dem 2. Gewässerwart Claus Klick nach Nienburg gefahren. Dort haben wir an einer Tagung der "Arbeitsgemeinschaft für Fischarten- und Gewässerschutz in Norddeutschland" (AFGN) teilgenommen, welche vom Angelverband Niedersachsen ausgerichtet wurde. Neben interessierten Anglern aus den Vereinen des Verbands waren auch Referenten aus unterschiedlichen Bereichen der Forschung eingeladen, die einen Überblick über die aktuelle Bestandssituation des Europäischen Aals in Verbindung mit illegalem Handel gaben, über die Vermehrung des Aals berichten und Empfehlungen für das Zurücksetzen von gehakten Aalen vorstellten.

Seit 2010 gibt es ein EU-weites Exportverbot für den europäischen Aal, weil die Bestände so stark zurückgegangen sind, dass der Aal inzwischen auf der roten Liste gefährdeter Tierarten in Deutschland steht. Der Handel mit hauptsächlich Glasaalen (dem Jungstadium des Aals) ist damit stark begrenzt worden. Trotzdem geht der Export vornehmlich nach Asien illegal weiter, wo die Glasaale als Delikatesse angeboten werden. Weiter Gründe für den Rückgang des Aals sind die Verbauungen und Verschmutzung der Fließgewässer, Turbinen von Wasserkraftwerken, Kormorane, klimatische Veränderungen sowie Parasiten und Viren.

Eine große Schwierigkeit bei der Bestandserhaltung ist, dass sich der Aal nicht so leicht züchten lässt, wie andere Fischarten. Der Aal vermehrt sich auf natürliche Weise nur in der Sargassosee im Atlantik. Künstliche Vermehrung ist bislang nur im Labormaßstab möglich und damit nicht wirtschaftlich. Obwohl die Aalforschung schon fast 100 Jahre alt ist, bereitet die künstliche Reifung der Aale, die Befruchtung des Rogens und die Aufzucht der Aallarven immer noch große Probleme und die Sterblichkeit der Larven ist ennorm hoch.

Um zu verhindern das der Aal bald gänzlich aus deutschen Gewässern verschwunden ist, setzen der Klub und andere Vereine neben ausgewachsenen Aalen auch jährlich vorgestrecke Farmaale in z.B. Oker und Schunter aus. Diese Aale wurden an den europäischen Atlantikküsten als Glasaale abgefangen und werden mit einer Länge von 5-10 cm wieder ausgesetzt. Es ist nicht sicher, ob dieser Besatz die Bestandsgröße wieder steigen lässt, aber es besteht zumindest die Chance.

Weitere hilfreiche Erkenntnisse für die Aalangelei ergeben sich aus einer Studie über die Fähigkeit von Aalen, geschluckte Haken wieder auszuwürgen. Dabei kam heraus, dass Aale mit geschluckten Haken eine geringe Sterblickeit beim Zurücksetzen aufweisen, wenn die Schnur einfach abgeschnitten wird. Dagegen steigt die Sterblichkeit, sobald versucht wird, den Haken nach dem Fang zu lösen. Darüber hinaus kann durch die Verwendung von größeren Haken die Wahrscheinlichkeit des Fangd von untermaßigen Aalen gesenkt werden. Große Haken, welche verschluckt wurden, werden zwar nicht so häufig ausgewürgt, verrotten aber mit der Zeit im Magen des Aals.

Wir wünschen uns, dass wir mit unserer Besatzpolitik und einem verantwortungsbewussten Umgang mit dem Aal einen Beitrag zum Erhalt dieser Art leisten können. Weiterhin wünschen wir uns, dass das Zerstückeln der zum Laichen abwandernden Aale in Turbinen ein Ende bereitet wird und es endlich gelingt, den illegalen Handel mit Glasaalen zu stoppen, damit auch in Zukunft Angler dem nachtaktiven Räuber nachstellen können und der beliebte Räucherfisch weiterhin ein Teil der Fischfauna unserer Gewässer bleibt.