Ein Laichbiotop im Eichenwaldsee

Urzustand

Voller Einsatz

Teilansicht in östlicher Richtung

Teilansicht in westlicher Richtung

4 Monate später

2. Abschnitt

Wasser marsch!

Im Vordergrund die Verbindung zum Hauptgewässer

Ich hatte mehrfach über die Schwierigkeiten geschrieben, die durch die Rückspülung des Feinsandes am Eichenwaldsee entstehen. Hatte auch über die Chancen berichtet, hier ein Gewässer zu schaffen, dass von der Größe und Vielfalt einzigartig sein kann.

Warum braucht es so ein Laichbiotop? Wer die Struktur einer Kiesgruben mit Wassertiefen von bis zu 18 Metern und die Fortpflanzungsmöglichkeiten unserer heimischen Fische kennt, der weiß, dass neben Besatzmaßnahmen nur die Eigenproduktion, der Schlüssel zum Erfolg sein kann. 

Selbst größte Besatzmaßnahmen werden auf Dauer vergeblich sein. Darum ist es wichtig für alle Fische, die von der Art in ein Gewässer gehören, mit gezielten Laichhilfen die Fortpflanzung zu ermöglichen. 

Um dieses zu realisieren, bedarf es der Hilfe durch den Landkreis Peine, des Kiesabbauers und eine große Portion Eigeninitiative einzelner Personen und des Vereins.

Bis alles einmal fertig sein sollte, war ein langer Weg, dessen Ende nicht abzusehen war, angedacht. Aber wenn man von der Richtigkeit einer Idee überzeugt ist, muss bereit sein, alles zu unternehmen, das sie Wirklichkeit wird.  

Somit haben wir am 7. und 28 März den ersten Schritt unternommen. 

Jeweils morgens um acht Uhr rückte der Bagger an und begann seine Arbeit. Die obere, von Wurzeln durchzogene Bodenschicht wurde abgetragen und seitlich ausplaniert. Meter für Meter arbeitete er sich auf der vorgesehenen Fläche voran. Ein schwieriges Unterfangen, weil es sich um rückgespülten Feinsand handelt, der sich durch ein großes Fließverhalten auszeichnen. 

Als der Bagger ca. 30 Meter vorrückte und seine Arbeit aufnehmen wollte, begann der mit Wasser durchdrängte Boden plötzlich zu wanken. Man hatte das Gefühl auf Wackelpudding zu stehen. Wie Fontänen spritzte das Wasser aus

Mauselöchern, bis zu einem Meter hoch und der Bagger begann immer tiefer einzusinken. Ein schneller Rückzug war angesagt, um nicht ein unkalkulierbares Risiko einzugehen. 

Schnell wurde der Plan geändert und eine andere Strategie gewählt. Der bereits am ersten Samstag erstellte Teil, sollte mit dem bereits von der Firma Papenburg vor über einem Jahr ausgehobenen Teich verbunden werden.

Somit war sichergestellt, dass optimale Gewässertiefen zwischen einem halben bis zu zwei Metern entstehen. 

Dieser erste Schritt ist war nicht die angedachte Endlösung. Die sah vor, die neu entstandenen Flachwasserzonen mit den übrigen tiefen Gewässerabschnitten zu verbinden. Um dieses Ziel zu erreichen, so glaubten wir zu diesem Zeitpunkt,  bedürfte es eines kälteren Winters mit Frost, so dass der Boden ca. 20 cm gefroren und befahrbar wird. 

Doch die Natur kam uns mit einem trockenen Sommer entgegen. 

Der Grundwasserspiegel sank um fast einen halben Meter und damit war die Befahrbarkeit der Flächen kurzfristig möglich. Diese Chance wollten wir uns nicht entgehen lassen und  der Bagger wurde wieder in Aktion gesetzt. Es war zwar alles mit viel Fingerspitzengefühl verbunden, weil es immer wieder Strecken gab, wo der Bagger zu versinken drohte. Aber innerhalb von zwei Tagen war es geschafft und ein weiterer Abschnitt in Richtung Ziel erreicht.

Je näher wir unserem Ziel kamen umso schwieriger wurde die Aktion, selbst das niedrige Grundwasser reichte nicht aus um in dem Mündungsbereich des Hauptgewässers vorzustoßen. 

Aber man muss sich nur zu helfen wissen. Der überschüssige Boden aus dem ersten Einsatz im März störte schon lange und wurde kurzerhand per LKW an die gewünschte Stelle gebracht und dann mit einem Trecker so verteilt, dass eine Rampe entstand, auf der der Bagger fahren konnte. Nun waren viele kleine Schritte nötig um sich Zug um Zug nach vorn zu arbeiten und eine Verbindung herzustellen. 

Ende November war es dann endgültig so weit, vom Ufer aus wurden die letzten qqm. Schwemmsand entfernt und den Fischen die Möglichkeit gegeben in den neuen Gewässerabschnitt zu schwimmen. Das nun alles noch in diesem Jahr gelaufen ist, freut uns, denn damit besteht bereits für die nächste Laichzeit die Möglichkeit das sich unsere heimischem Fischarten besser fortpflanzen können und Jungfische genügend Schutzzonen vorfinden, um abzuwachsen. 

Diese Möglichkeiten werden sich stetig verbessern, weil die Natur mit Schilfbeständen und Wurzeln innerhalb weniger Jahre ein Übriges tun wird.

Dass Angler nicht nur an sich denken, sondern auch an die Gesamtheit der Umwelt, zeigen die weiteren Schritte. Ein Steinhaufen für  Eidechsen wurde in den nahen Uferbereich angelegt. Mehrfach habe ich einen Eisvogel in dem neuen Gewässerteilen gesichtet und auch ihn, der in Steilwänden sein Nest baut,  möchten wir ungestörtes Brüten und die Aufzucht von Jungen ermöglichen. 

So soll im vorderen Teil eine Steilwand entstehen in der bei Bedarf eine künstliche Bruthöhle eingebaut werden kann.

Frösche und Molche haben bereits in den ersten Wochen nach dem Erstellen des ersten Abschnittes erfolgreich Eier abgelegt.

Es ist eine Freude zu sehen, wie bereits nach wenigen Monaten die Natur von dem 1. Abschnitt Besitz ergriffen und sich im Randbereich Schilf entwickelt hat, dann wird es nicht lange dauern, bis alles völlig in die Landschaft mit dem bestehenden Busch- und Baumbestand eingewachsen ist. 

Wenn nun noch der angrenzende Schwemmsandbereich auf das vertraglich festgelegte Volumen reduziert werden kann, dann haben wir eine fast perfekte, zu beangelnde Gewässerstruktur mit Tiefen bis zu 16 Meter, flachere Bereiche mit ca. 2 Meter und letztlich unser geschütztes Laichbiotop geschaffen. 

Damit stehen einer zukunftsorientierten Fischwaid, in Verbindung mit Tier- und Artenschutz, nichts mehr im Wege.

H. Jäger