Es lag in der Luft...

Wir schreiben den 09.08.2005, 2:00 Uhr morgens im Denstorfer Zeltlager. Zum harten Kern der Nachtwache zähle diese Nacht auch ich. Ich habe meine Ruten allerdings vorsorglich `rausgenommen, da es da so eine unschöne Geschichte aus dem Jahr 2003 gibt. Felix kommt ins Betreuerzelt gestürzt und schildert uns atemlos, er habe gerade einen 83er Wels gefangen. Eine Karawane aus Kopflampen bewegt sich zum Angelplatz des Schmalen und inspiziert die Beute. Ja, ein Wels, 83cm, 6 Pfund, gar nicht mal so schlecht! 

07:00Uhr morgens: Ein durchgängiger Bissanzeigerton dringt von der Zanderwiese herüber. In heller Aufregung wird dort zur Rute gestürmt und ein kräftiger Anhieb gesetzt, denn immerhin wird hier als Köder eine ganze Brasse verwendet. Nach einem 45-minütigen Hin und Her liegt ein Vereinsrekordverdächtiger Wels am Ufer und wird versorgt. Dieses Ereignis zieht natürlich die Presse an, andererseits auch jede menge Petrijünger, die vielleicht sogar ernsthaft glauben, es den beiden 18-jährigen gleich zu tun. 

Auch unsere Schmalen hat jetzt das Welsfieber gepackt und so werden in der Bauernkuhle Köderfische im Akkord gestippt. Die Welse sind mit der Hochzeit fertig und beginnen jetzt das große Fressen..., hört man an allen Ecken. Ich selbst gehe die Sache etwas ruhiger an, denn ich will nur das fangen, was gerade so auf Mais und Wurm beißt. Aber durch die ergiebigen Regenfälle der letzten Tage hat sich das Wasser so deutlich abgekühlt, dass die Karpfen kaum noch Nahrung aufnehmen. So werfe ich abends alle drei Ruten mit Wurm aus, allerdings mit 60er Vorfach, da ich schon etliche Karpfen an die Büsche verloren habe. Auf die edlen Gamakatzu Haken werden 1 bis 2 Würmer gespießt, vor die Büsche geworfen und dann ist das gut. Der Abend wird derweil zu einer kleinen Grillparty mit meiner ganzen Schmalenhorde an meinem Angelplatz. Als sich die Runde um 00:15 Uhr der Müdigkeit wegen gerade beginnt aufzulösen, geht einer meiner Bissanzeiger los. Es ist die Rute mit der Rolle und der Schnur, die ich ursprünglich bei Askari nur deshalb gekauft hatte, um damit eines Tages einen Wels zu fangen. In gewohnter Hast schnappe ich mir die Rute, denn so dicht vor den Büschen kommt es auf Sekunden an. Schon kurz nach dem Anhieb merke ich, dass dies wohl kein Karpfen ist; er kommt nicht im Ansatz auf die Idee, ins Gebüsch zu ziehen. Inzwischen kommt auch Blume angewetzt, der sich schon schlafen gelegt hatte. Aus einer gewissen Vorahnung heraus hat er gleich sein Filetiermesser mitgebracht. Mein Drillgegner zieht erst etwas nach rechts, dann schlägt er auf der Stelle wie ein Aal. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was das nun ist, aber sehr gelassen, denn mit einer 0,43er Hauptschnur und einer starken Brandungsrute sollte nicht viel passieren... Zum Ufer hin wird der Widerstand immer weniger und schließlich ist er unter der Rutenspitze am Grund. Doch mit einem kräftigen Zug bekomme ich ihn an die Oberfläche und sehe nun in der Vielzahl von Lichtkegeln, die auf ihn gerichtet sind, einen Wels und nicht nur das er ist ausnahmsweise mal maßig! Von der Helligkeit aufgeschreckt zieht er noch einmal 5 bis 6 Meter los, doch dann ist die lange Omlette fertig zum Keschern. Dabei fällt mir auf, das dies wohl langsam die Maximallänge eines Fisches für einen Kescher mit einer Bügelweite von nur 55cm ist. Aber er hat ja sowieso ein Loch in der Größe, dass man eine Kokosnuss hindurchwerfen könnte, im Netz. Dieses habe ich zwar provisorisch geflickt, aber ich werde mich wohl demnächst mal bei Uwe nach einem ebenbürtigen Ersatz umsehen. Inzwischen ist der Wels aber schon an Land gehoben worden und wird mit meiner 6er MagLite, von der ich glaube, dass sie nur für diesen Zweck entworfen wurde, so was von abgeknüppelt, das er schon nach einem Schlag nicht mehr nach Sonnenschein fragt. Das Maßband wird bis zur persönlichen Rekordmarke von 84cm ausgerollt und die Waage zeigt relativ enttäuschende 2950g. Somit ist dies zwar immerhin der längste Fisch des Zeltlagers, muss sich aber wohl doch im Gewicht vielleicht dem einen oder anderen Fisch von den Schmalen geschlagen geben! 

Martin Ganskow